Annelie-Wellensiek-Preis 2023 vergeben

Die Preisträgerinnen Gina-Maria Trunte und Janine Kreschel mit Präsidentin Monika Mölders-Felgenhauer (Mitte). Bild: PH Heidelberg

Forschungsförderung während der Arbeit, nicht danach

Verliehen wurde der diesjährige mit insgesamt 2.000 Euro dotierte Annelie-Wellensiek-Förderpreis von unserer Präsidentin Dr. Monika Mölders-Felgenhauer. Hier ein Auszug aus ihrer Rede:

Spielerisch Mathe lernen

"Wir haben das Preisgeld auf zwei besonders förderungswürdige Arbeiten an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg aufgeteilt. Janine Kreschel wird für ihr Konzept ausgezeichnet, ein Mathe-Camp für den Übergang von der vierten in die fünfte Klasse zu gestalten.
Die schlechten Mathematikleistungen von Kindern der vierten Klasse, veröffentlicht im Rahmen der IQB-Bildungstrends, waren die Initialzündung. Darin wird dargestellt, welche Standards Schüler und Schülerinnen der vierten Klasse in den Fächern Mathematik sowie Deutsch (lesen, zuhören, Rechtschreibung) erreichen. Das Ergebnis war niederschmetternd: In Mathematik verfehlen 22 Prozent, also fast ein Viertel, den Mindeststandard. Die Ursachen sind vielfältig. Dies bedeutet, dass die nachfolgenden Schulen zunächst Grundschulstoff unterrichten müssen, um Lernlücken zu schließen. Aus dieser Erkenntnis und weiteren Studien entwickelte unsere Preisträgerin ein Konzept, mit dem sie mathematische Kompetenz und Freude an Mathematik steigern will, indem sie Mathe unorthodox koppelt mit Spaß und Sport.
In den Sommerferien 2024 ist das erste zweiwöchige Mathe-Camp geplant, bei dem Janine Kreschel auch von ihren frisch erworbenen Erfahrungen als Betreuerin bei einer Freizeit von LernTeam und von ihrem ehrenamtlichen Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit profitieren kann. Für das Projekt entstehen Kosten für Material, Honorare, Unterkunft und Verpflegung. Um das Camp insbesondere auch Kindern aus sozial und finanziell schwächeren Familien zu ermöglichen, kam die finanzielle Förderung durch den Annelie-Wellensiek-Preis genau richtig."

Persönlichkeitstest in Leichter Sprache

"Gina-Maria Trunte forscht im Bereich der sonderpädagogischen Diagnostik, in dem sie nach der Masterarbeit auch promovieren möchte.In ihrer Bachelorarbeit hat sie den vielgenutzten Persönlichkeitstest „Big Five Inventory – Kurz" in Leichte Sprache übersetzt und damit nutzbar gemacht für Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten mit dem Sprachverständnis haben, z.B. durch kognitive oder sprachliche Beeinträchtigungen, oder die Deutsche Sprache als Zweitsprache haben.
Menschen mit Behinderungen und Syndromen werden häufig bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zugeschrieben. Dabei wird verkannt, dass jeder Mensch sehr individuelle Persönlichkeitsmerkmale aufweist und eine pauschale Beurteilung mitunter wie selbsterfüllende Prophezeiungen reproduziert wird.
Nach der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen UN-BRK müssen sprachliche Informationen so zugänglich gemacht werden, dass Teilhabe möglich ist. Nicht barrierefreie, also unverständliche Fragebögen erschweren dies. Abhilfe schaffen Versionen in Leichter Sprache. Bei diagnostischen Instrumenten wie einem Persönlichkeitstest muss eine Validierung erfolgen, um zu belegen, dass der umformulierte Text die Gütekriterien erfüllt, durch die Übersetzung nicht verfälscht ist und funktioniert.
Genau dies will Gina-Maria Trunte in ihrer Masterarbeit für den BFI-K in Leichter Sprache an Personen erproben, die die Leichte Sprache alltäglich nutzen. Das Fördergeld soll für die professionelle Programmierung des Erhebungsinstruments sowie als Aufwandsentschädigung für Proband:innen, die an der Studie mitwirken, verwendet werden. Wir sind davon überzeugt, dass Inklusion und Barrierefreiheit unser Augenmerk bedürfen und fördern diese Arbeit voller Überzeugung."

Beiden Preisträgerinnen wünschen wir in ihrer weiteren akademischen Laufbahn viel Erfolg!

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