Porträt: Drei Fragen an ... Dr. Sonja Frohoff

Dr. phil. Sonja Frohoff ist Coach, Philosophin und Kunsttherapeutin. Sie arbeitet freiberuflich als Coach im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und begleitet Menschen bei beruflichen oder privaten Herausforderungen. Am Universitätsklinikum Heidelberg ist sie Kunsttherapeutin an der Psychosomatischen Klinik. Zuvor war sie einige Jahre in der Sammlung Prinzhorn und in der Wissenschaft angestellt. Regelmäßig schreibt und veröffentlicht sie im wissenschaftlichen Kontext zu kreativen und therapeutischen Prozessen. Herzlich willkommen bei Zonta!

1. Was ist deine Motivation, dich für ein Frauennetzwerk wie Zonta Heidelberg zu engagieren?
Die Vernetzung und Unterstützung von Frauen untereinander ist mir ein Herzensthema. Der Weg, strukturelle Benachteiligungen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit aufzulösen, ist noch lang. Zugang zu Abitur oder Studium für Frauen in Deutschland wurde erst vor ca. 130 Jahren allmählich möglich. Eine Arbeitserlaubnis ohne Zustimmung des Ehemannes ist rechtlich erst seit knapp 50 Jahren erlaubt. Auch wenn wir zum Glück schon auf Errungenschaften vieler Vorstreiterinnen aufbauen können, sehe ich in Deutschland und international die Fragilität dieser Fortschritte. Ich habe in allen bisherigen beruflichen Kontexten erlebt, wie schnell sich Frauen nach wie vor klein machen oder klein gemacht werden. Auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, dem gesellschaftlichen Umgang mit Care-Arbeit sehe ich noch viel Veränderungsbedarf. Es gefällt mir, dass die Zontas sich auf vielfältige Weise für Frauen unterschiedlicher Schichten einsetzen. Abgesehen davon treffe ich bei den Zontas viele spannende, inspirierende Frauen, mit denen ich mich gerne vernetze und austausche.

2. Welches Thema beschäftigt dich im Moment besonders?
Es sind wie immer mehrere Themen... Ich bin in Entscheidungsprozessen, mit welchen Fortbildungen in den Bereichen Personalentwicklung sowie Paar- und Konfliktberatung ich meine bisherigen Qualifikationen und Angebote ergänzen will. Außerdem arbeite ich an der Weiterentwicklung und einem neuen Außenauftritt meines Coaching-Einzelunternehmens. Klinisch und kunsttherapeutisch befasse ich mich derzeit mit dem Umgang mit komplexen Traumata und einem vertieften Verständnis von ADHS. Bei den Zontas ist im Frühjahr ein Referat zum Thema „Resilienz" geplant. Hinzu kommen Familienthemen rund um meine zwei Töchter, die jetzt elf und acht Jahre alt sind.

3. Inspiration muss sein - was war ein besonderer Impuls für dich in der letzten Zeit?
Besonders inspiriert haben mich zuletzt verschiedene Bücher, z.B. der Roman „Die Erinnerungsfotografen" der japanischen Autorin Sanaka Hiiragi, die eine interkulturell spannende Perspektive auf das Thema „Lebensrückblick" entfaltet. Auch Sachbücher wie „Die Kunst des Konflikts" von Klaus Eidenschink, der Reflektionen zur Konfliktkompetenz systematisch aufbereitet oder „Zeit als Lebenskunst" von Olaf Georg Klein, der Gedanken zur Entwicklung einer „Zeit-Souveränität" teilt, haben mir in letzter Zeit interessante Impulse beschert. Außerdem inspirieren mich Begegnungen mit Menschen sowie mit Kunst, Kultur oder Natur, sowohl aktiv als auch passiv. Und manchmal einfach Stille oder sich im Nichts-tun zu üben.